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ecoplanet news: Wie ökonomisch sinnvoll ist Ökostrom für die Industrie

Florian Engels
Apr 16, 2024
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Ist günstiger Ökostrom eine Illusion? Der Gedanke kann aufkommen, wenn man auf die aktuellen Preise blickt. Die Hintergründe sind aber vielschichtiger als man auf den ersten Blick annehmen kann. In der Diskussion um die Energiewende wird oft argumentiert, dass erneuerbare Energien wie Wind- und Solarstrom kostengünstig sind, da sie keine laufenden Betriebskosten verursachen, sobald die Anlagen einmal installiert sind. Die Realität für energieintensive Unternehmen sieht jedoch anders aus, wie eine aktuelle Studie von Ökonomin Veronika Grimm und ihren Kollegen Leon Oechsle und Gregor Zöttl von der Universität Erlangen-Nürnberg zeigt.

Die Illusion der billigen Energie

In Deutschland sind die Stromkosten im internationalen Vergleich hoch und durch den Ukraine-Krieg weiter gestiegen. Erneuerbare-Energie-Befürworter argumentieren oft, dass der Ausbau von Wind- und Solarenergie die Preise mittelfristig senken wird. Doch die Studie widerlegt diese Hoffnung: Die Gesamtkosten der Energieversorgung werden durch die notwendigen Infrastrukturen zur Überbrückung von Versorgungslücken in die Höhe getrieben.

Die wahren Kosten der Versorgungssicherheit

Der zentrale Punkt der Studie ist, dass die Stromversorgungssicherheit in einem System, das stark auf Wind- und Solarenergie setzt, zusätzliche Kosten verursacht. Flexibel einsetzbare Gaskraftwerke, Batteriespeicher und möglicherweise Wasserstoffkraftwerke sind erforderlich, um Zeiten mit wenig Wind und Sonnenschein zu überbrücken. Diese Backup-Systeme verursachen erhebliche Kosten, die in den oft zitierten Gestehungskosten von Wind- und Solarenergie nicht berücksichtigt sind.

Keine Entlastung für die Industrie

Die Studie entkräftet damit auch das Argument für einen subventionierten „Industriestrompreis“ oder „Transformationsstrompreis“. Politiker hatten vorgeschlagen, den Preis für energieintensive Industrien für einige Jahre auf fünf bis sechs Cent pro Kilowattstunde zu senken. Dies sollte eine Übergangsphase ermöglichen, bis die Strompreise durch den Ausbau erneuerbarer Energien sinken. Grimm und ihre Kollegen zeigen jedoch, dass dieser Preis nur erreicht wird, wenn die Industrie nur dann produziert, wenn genügend Wind und Sonne verfügbar sind – ein unrealistisches Szenario.

Zukunftsprognosen und ihre Tücken

Selbst optimistische Annahmen für das Jahr 2040 zeichnen ein ähnliches Bild. Zwar könnten die Kosten für Batteriespeicher sinken, doch der Bedarf an teuren Backup-Systemen bleibt bestehen. Die Studie schätzt, dass die durchschnittlichen Stromkosten inklusive dieser Ausgleichsmaßnahmen bei etwa 21,70 Cent pro Kilowattstunde liegen werden. Dies liegt weit über den erhofften fünf bis sechs Cent.

Trotzdem: Erneuerbare Energien können Kosten sparen

Trotzdem sparen kann man mit Erneuerbaren Energien, dann wenn man Strom einkauft, wenn er günstig ist, und der Anteil an erneuerbaren Energien im Strommix hoch ist, dann ist Strom im Umkehrschluss auch günstig. Politische Maßnahmen können und müssen in Zukunft aber noch mehr unterstützend fungieren, denn der Erlass von Netzgebühren ändern nichts daran, dass die Kosten der Energiewende letztlich von den Verbrauchern getragen werden müssen. Für energieintensive Unternehmen bedeutet dies, dass die Planung und Optimierung von Standorte weiterhin mit Fokus auf Energieeffizienz stattfinden muss.