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Energieaudit: Pflicht und Chancen für Unternehmen

Olivia Matondo
Jan 30, 2025
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Ein Energieaudit ist ein systematischer Prozess, der den Energieverbrauch eines Unternehmens detailliert analysiert, um Einsparpotenziale zu identifizieren und die Energieeffizienz zu steigern. Für Unternehmen bietet ein solches Audit nicht nur die Möglichkeit, Energiekosten zu senken, sondern auch einen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten und die Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen.

Energieaudit Zusammenfassung

  • Energieaudit-Pflicht und Vorteile: Unternehmen, die nicht als KMU gelten, sind gesetzlich verpflichtet, Energieaudits nach DIN EN 16247-1 durchzuführen, um Einsparpotenziale zu identifizieren, Energiekosten zu senken und die Energieeffizienz zu steigern.
  • Energieaudit vs. ISO 50001: Während ein Energieaudit eine einmalige Analyse bietet, ermöglicht ein Energiemanagementsystem nach ISO 50001 eine langfristige, systematische Optimierung der Energieprozesse – ideal für Unternehmen mit hohem Energieverbrauch.
  • Förderung und Ablauf: KMU können von der BAFA-Förderung profitieren, die bis zu 80 % der Energieauditkosten abdeckt. Der strukturierte Ablauf eines Audits umfasst Datenerhebung, Vor-Ort-Begehung, Analyse und Berichtserstellung, durchgeführt von qualifizierten Auditoren.

Was ist ein Energieaudit?

Ein Energieaudit ist ein systematischer Prozess, der darauf abzielt, den Energieverbrauch eines Unternehmens zu analysieren und Verbesserungspotenziale zur Steigerung der Energieeffizienz zu identifizieren. Gemäß Teil 1 der Norm DIN EN 16247 umfasst ein Energieaudit die Sammlung und Analyse von Daten, um den Energieeinsatz und mögliche Einsparungen detailliert zu bewerten. Der Fokus liegt darauf, wirtschaftlich durchführbare Maßnahmen zur Optimierung des Energieverbrauchs aufzuzeigen. Ziel ist es, Energiekosten zu senken und gleichzeitig die Umweltauswirkungen durch geringeren Energieverbrauch zu minimieren.

Ein wesentlicher Unterschied zwischen einem Energieaudit und einem Energiemanagementsystem (EnMS), wie es durch die ISO 50001 definiert ist, liegt im Umfang und der langfristigen Ausrichtung. Während ein Energieaudit eine einmalige Analyse darstellt, dient ein EnMS der kontinuierlichen Überwachung und Verbesserung des Energieeinsatzes. Das EnMS ist stärker in die strategischen und operativen Prozesse des Unternehmens integriert und erfordert regelmäßige Überprüfungen durch interne und externe Audits.

Die Energieaudit Kosten variieren je nach Unternehmensgröße, der Anzahl der Standorte und der Komplexität der Prozesse. Für kleinere Unternehmen (KMU) liegen die Kosten typischerweise zwischen 2.000 und 6.000 Euro, während sie bei größeren Betrieben mit mehreren Standorten deutlich höher ausfallen können. Dank der BAFA-Förderung, die bis zu 80 % der Beratungskosten abdeckt, wird das Energieaudit auch für KMU erschwinglich. Diese Förderung hilft kleinen Unternehmen, ihre Energieeffizienz zu verbessern und gleichzeitig langfristig Kosten zu sparen.

Wer ist zur Durchführung eines Energieaudits verpflichtet?

In Deutschland ist die Verpflichtung zur Durchführung eines Energieaudits in zwei zentralen Regelwerken festgelegt: dem Energiedienstleistungsgesetz (EDL-G) und dem Energieeffizienzgesetz (EnEfG).

Gemäß dem EDL-G sind alle Unternehmen, die nicht als kleine oder mittlere Unternehmen (Nicht-KMU) gelten, dazu verpflichtet, mindestens alle vier Jahre ein Energieaudit nach DIN EN 16247-1 durchzuführen. Als Nicht-KMU gelten Betriebe, die

  • mehr als 250 Mitarbeiter beschäftigen oder
  • weniger als 250 Mitarbeiter beschäftigen, aber deren Jahresumsatz 50 Millionen Euro und deren Jahresbilanzsumme 43 Millionen Euro überschreitet.

Für KMU ist die Teilnahme an einem Energieaudit freiwillig, jedoch oftmals wirtschaftlich sinnvoll.

Das im November 2023 in Kraft getretene Energieeffizienzgesetz (EnEfG) erweitert die Anforderungen: Unternehmen mit einem jährlichen Energieverbrauch von mehr als 2,5 GWh sind verpflichtet, wirtschaftlich umsetzbare Endenergieeinsparmaßnahmen zu ermitteln, diese in einem Umsetzungsplan zu dokumentieren und öffentlich zugänglich zu machen. Unternehmen mit einem Verbrauch von über 7,5 GWh müssen bis spätestens 18. Juli 2025 ein Energie- oder Umweltmanagementsystem (z. B. nach ISO 50001 oder EMAS) einführen.

Durch diese gesetzlichen Vorgaben sollen Unternehmen nicht nur Energiekosten senken, sondern auch einen aktiven Beitrag zur Erreichung der nationalen Klimaziele leisten. Unternehmen, die diesen Pflichten nicht nachkommen, riskieren hohe Bußgelder und Reputationsschäden.

Was sind die Vorteile eines Energieaudits für Unternehmen?

Ein Energieaudit bietet Unternehmen Vorteile, die über die bloße Erfüllung gesetzlicher Vorgaben hinausgehen.

Identifikation von Energieeinsparpotenzialen: Durch die systematische Analyse des Energieverbrauchs werden ineffiziente Prozesse und Bereiche aufgedeckt. Dies ermöglicht es, gezielte Maßnahmen zur Reduktion des Energieverbrauchs zu implementieren, was nicht nur die Betriebskosten senkt, sondern auch die Umweltbelastung reduziert.

Förderung und Unterstützungsmöglichkeiten: Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) bietet finanzielle Unterstützung für die Durchführung von Energieaudits an. Unternehmen können Zuschüsse beantragen, die einen erheblichen Teil der Auditkosten abdecken. Dies erleichtert insbesondere kleinen und mittleren Unternehmen die Investition in Energieeffizienzmaßnahmen und steigert somit ihre Wettbewerbsfähigkeit.

Durch die Kombination dieser Vorteile wird deutlich, dass Energieaudits nicht nur zur Einhaltung gesetzlicher Vorgaben dienen, sondern auch einen strategischen Vorteil bieten, um Kosten zu senken und die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken.

Der Ablauf eines Energieaudits

Ein Energieaudit nach DIN EN 16247-1 folgt einem klar strukturierten Ablauf, der in mehrere Phasen unterteilt ist:

  1. Einleitender Kontakt: Zu Beginn werden die Ziele, der Umfang und die Tiefe des Audits zwischen dem Unternehmen und dem Auditor abgestimmt. Dies umfasst die Festlegung des Auditbereichs, der zu untersuchenden Standorte und der erwarteten Ergebnisse.
  2. Datenerfassung: In dieser Phase werden alle relevanten Energiedaten des Unternehmens gesammelt. Dazu zählen Verbrauchsdaten, technische Spezifikationen von Anlagen und Informationen zu betrieblichen Abläufen. Eine genaue Datenerhebung ist entscheidend, um den aktuellen Energieeinsatz zu bewerten und Einsparpotenziale zu identifizieren.
  3. Vor-Ort-Begehung: Der Auditor besichtigt die Betriebsstätten, um ein detailliertes Verständnis der Energieflüsse und -nutzung zu erlangen. Dabei werden Anlagen inspiziert, Betriebsabläufe beobachtet und mögliche Energieverluste identifiziert.
  4. Analyse: Die gesammelten Daten werden umfassend ausgewertet, um ineffiziente Prozesse und Bereiche mit hohem Energieverbrauch zu identifizieren. Ziel ist es, Maßnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienz zu entwickeln und deren Wirtschaftlichkeit zu bewerten.
  5. Berichtserstellung: Abschließend wird ein detaillierter Bericht erstellt, der die Ergebnisse des Audits zusammenfasst. Dieser enthält Empfehlungen für Energieeinsparmaßnahmen, eine Bewertung der Wirtschaftlichkeit und Hinweise zur Umsetzung. Der Bericht dient dem Unternehmen als Grundlage für zukünftige Entscheidungen im Energiebereich.

Hinweise zu Auditoren und deren Anforderungen:

Energieaudits müssen von qualifizierten und unabhängigen Energieauditoren durchgeführt werden. Die Anforderungen an Auditoren sind im Energiedienstleistungsgesetz (EDL-G) festgelegt. Demnach müssen Auditoren über die notwendige Fachkunde verfügen, die durch entsprechende Ausbildung und Berufserfahrung nachgewiesen wird. Zudem müssen sie unabhängig und unbeeinflusst agieren, um objektive Ergebnisse sicherzustellen.

Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) führt eine öffentliche Liste registrierter und freigegebener Energieauditoren. Es ist jedoch keine verpflichtende Voraussetzung, sich in diese Liste einzutragen, um Energieaudits nach dem EDL-G durchzuführen.

Durch die Beachtung dieses strukturierten Ablaufs und die Zusammenarbeit mit qualifizierten Auditoren wird sichergestellt, dass das Energieaudit den Anforderungen entspricht und dem Unternehmen wertvolle Erkenntnisse zur Steigerung der Energieeffizienz liefert.

Was sind die Unterschiede zwischen Energieaudit und ISO 50001?

Ein Energieaudit und ein Energiemanagementsystem nach ISO 50001 verfolgen beide das Ziel, Energieeffizienz zu steigern, unterscheiden sich jedoch erheblich in ihrem Ansatz, ihrem Umfang und ihrem Nutzen.

Ein Energieaudit gemäß DIN EN 16247-1 ist eine einmalige Maßnahme, die den Energieverbrauch eines Unternehmens analysiert, Einsparpotenziale aufzeigt und konkrete Maßnahmen empfiehlt. Es ist weniger zeit- und ressourcenintensiv, da es keine dauerhafte Integration in die Betriebsabläufe erfordert. Energieaudits sind insbesondere für Unternehmen sinnvoll, die gesetzlichen Vorgaben wie dem EDL-G nachkommen müssen oder schnell Maßnahmen zur Energieeinsparung identifizieren möchten.

Ein Energiemanagementsystem (EnMS) nach ISO 50001 hingegen ist ein langfristiger und systematischer Ansatz, der eine kontinuierliche Verbesserung der Energieeffizienz ermöglicht. Es erfordert die Einführung eines umfassenden Systems, das den Energieverbrauch überwacht, bewertet und optimiert. Das EnMS ist ideal für Unternehmen, die nicht nur ihre Energiekosten nachhaltig senken, sondern auch ihre Prozesse strategisch anpassen und von zusätzlichen Vorteilen wie Imagegewinn und langfristiger Wettbewerbsfähigkeit profitieren möchten.

Zusammenfassend ist ein Energieaudit die beste Wahl für Unternehmen, die gesetzliche Mindestanforderungen erfüllen möchten oder begrenzte Ressourcen haben. Ein EnMS nach ISO 50001 empfiehlt sich für Betriebe mit hohem Energieverbrauch oder für diejenigen, die proaktiv zur Steigerung ihrer Energieeffizienz beitragen wollen und von einem strategischen Ansatz profitieren möchten.

Quellen